Der Wald blieb aber trotzdem mächtig und gefährlich, bis ein Wanderer, der in das tiefe Dickicht hineingedrungen war, eines Tages zufällig entdeckte, daß Erz in dem Berge war, auf dem der Wald wuchs. Und sobald dies bekannt wurde, eilten Grubenarbeiter und Bergleute in den Wald, um diese Schätze zu finden.

Und nun kam das, was die Macht des Waldes brach. Die Menschen schaufelten Gruben, sie bauten Schmelzöfen und Bergwerke in dem alten Walde. Aber das hätte dem Walde keinen ernsten Schaden zuzufügen brauchen, wenn nicht eine so ungeheure Menge Holz und Kohle zu dem Bergwerkbetriebe erforderlich gewesen wäre. Köhler und Holzhauer hielten ihren Einzug in den alten düstern Urwald und machten ihm so ungefähr den Garaus. Rings um die Bergwerke herum wurde er abgehauen, und dort machte man den Erdboden urbar für Ackerland. Viele Ansiedler zogen da hinauf, und bald standen mehrere neue Dörfer mit Kirche und Pfarrhof dort, wo bisher nur der Bär sein Winterlager gehabt hatte.

Selbst da, wo sie den Wald nicht ganz ausgerodet hatten, fällten sie alle alten Bäume und hauten Wege durch die dichte Wildnis. Überall wurden Wege angelegt, und die wilden Tiere und die Räuber verjagt. Als die Menschen endlich Herren über den Wald wurden, gingen sie entsetzlich übel damit um: sie hauten Bäume um, brannten Kohlen und zerstörten alles rücksichtslos. Sie hatten ihren alten Haß gegen den Wald nicht vergessen, und nun hatte es den Anschein, als wollten sie ihn ganz vernichten.

Es war ein Glück für den Wald, daß nicht so übermäßig viel Erz in den Kolmårdengruben gefunden wurde, so daß die Arbeit und der Werkbetrieb bald abnahmen. Da hörte auch das Kohlenbrennen auf, und der Wald durfte sich ein wenig verschnaufen. Viele, die sich in den Kolmårdendörfern niedergelassen hatten, wurden arbeitslos und hatten ihre liebe Not, das Leben zu fristen, aber der Wald begann von neuem zu wachsen und sich auszubreiten, so daß die Höfe und Bergwerke darin lagen wie Inseln im Meer. Die Bewohner des Kolmård versuchten es mit Ackerwirtschaft, aber ohne sonderliches Ergebnis. Die alte Walderde wollte lieber Königseichen und Riesenfarnen hervorbringen als Rüben und Korn.

Und nun betrachteten die Menschen den Wald mit finstern Blicken; er wurde kräftiger und üppiger, während sie mehr und mehr verarmten, aber schließlich kamen sie auf den Gedanken, ob nicht auch etwas Gutes an dem Walde sein könne. Vielleicht konnten sie ihr Auskommen durch den Wald finden? Auf alle Fälle würde es sich verlohnen, zu versuchen, ob man nicht etwas aus ihm herausbringen konnte.

Und so begannen sie denn, Bauholz und Brennholz aus dem Walde zu holen und es an die Bewohner der Ebene zu verkaufen, die ihre Wälder bereits abgeholzt hatten. Bald wurde es ihnen klar, daß wenn sie es nur vernünftig anstellten, sie ebensogut von dem Wald wie von dem Feld und von den Gruben leben konnten. Und da sahen sie ihn denn mit anderen Augen an als bisher. Sie lernten, ihn zu schonen und zu lieben. Sie vergaßen ganz die alte Feindschaft und betrachteten den Wald als ihren besten Freund.

Karr.

Ungefähr zwölf Jahre bevor Niels Holgersen seine Reise mit den Wildgänsen angetreten hatte, geschah es, daß ein Grubenbesitzer im Kolmård gern einen seiner Jagdhunde los sein wollte. Er schickte zu seinem Holzwärter, erzählte ihm, daß es unmöglich sei, den Hund zu behalten, weil man es ihm nicht abgewöhnen könne, die Schafe und Hühner zu jagen, deren er ansichtig wurde. Er bat den Holzwärter, den Hund mit in den Wald zu nehmen und ihn zu erschießen.

Der Holzwärter band dem Hund einen Strick um den Hals, um ihn in den Wald hinaus an eine Stelle zu bringen, wo die alten Hunde vom Herrenhof erschossen und eingegraben zu werden pflegten. Er war ein gutmutiger Mann, aber trotzdem war er sehr froh darüber, daß er den Hund totschießen sollte, denn er wußte sehr wohl, daß er nicht nur Schafe und Hühner jagte. Gar oft war er im Walde und ergatterte einen Hasen oder einen jungen Birkhahn.

Der Hund war klein und schwarz, gelb an der Brust und mit gelben Vorderpfoten. Er hieß Karr und war so klug, daß er alles verstehen konnte, was die Menschen sagten. Als der Holzwärter mit ihm abzog, wußte er sehr wohl, was seiner harrte. Aber niemand sollte ihm das ansehen. Er ließ den Kopf nicht hängen und steckte auch den Schwanz nicht zwischen die Beine, sondern sah so vergnügt aus wie immer.

Wir werden gleich erfahren, warum sich der Hund so in acht nahm zu zeigen, daß er bange war. Zu allen Seiten rings um das alte Bergwerk erstreckte sich nämlich ein großer, mächtiger Wald, und dieser Wald war unter

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