Die Trockenlegung des Sees.

Mittwoch, den 20. April.

Es war wirklich sehr leer in der Bauernstube ohne Jarro. Dem Hund und der Katze wurde die Zeit lang, jetzt, wo sie niemand hatten, über den sie sich zanken konnten, und die Hausfrau vermißte das fröhliche Schnattern, das jedesmal ertönte, wenn sie in die Stube kam. Am meisten Heimweh nach Jarro aber hatte der kleine Junge, Per Ola. Per Ola war erst drei Jahre alt und das einzige Kind, und nie im Leben hatte er so einen Spielkameraden gehabt wie Jarro. Als Per Ola hörte, daß Jarro nach dem Tåkernsee zu den Enten zurückgekehrt sei, konnte er sich gar nicht dabei beruhigen; beständig dachte er darüber nach, wie er ihn wiederbekommen könne.

Per Ola hatte viel mit Jarro geplaudert, als der still in seinem Korb lag, und er war überzeugt, daß der Enterich ihn verstand. Er bat seine Mutter, mit ihm an den See hinabzugehen, damit er Jarro finden und ihn überreden könne, wieder zu ihnen zu kommen. Das wollte die Mutter nicht, Per Ola aber gab doch sein Vorhaben nicht auf.

Am Tage, nachdem Jarro verschwunden war, lief Per Ola draußen auf dem Hof umher. Er spielte, wie gewöhnlich, ganz allein, aber Cäsar lag auf der Treppe, und als die Mutter den Kleinen hinausließ, sagte sie: »Gib acht auf Per Ola, Cäsar!«

Wäre nun alles so gewesen wie sonst, hätte Cäsar auf den Befehl gehorcht und es wäre so gut acht auf Per Ola gegeben worden, daß ihm nichts hätte zustoßen können. Aber Cäsar war in diesen Tagen ganz aus dem Gleichgewicht. Er wußte, daß die Bauern, die um den Tåkernsee herum wohnten, häufig Versammlungen wegen der Trockenlegung des Sees abhielten, und daß die Sache beinahe beschlossen war. Die Enten würden fortziehen und Cäsar konnte nie mehr ehrlich Jagd auf sie machen. Er war so von dem Gedanken an dies Unglück erfüllt, daß er vergaß, auf Per Ola achtzugeben.

Und kaum war der Kleine draußen auf dem Hof sich selbst überlassen, als er begriff, daß jetzt der Augenblick gekommen sei, an den Tåkernsee hinabzugehen und mit Jarro zu reden. Er öffnete eine Pforte und ging auf dem schmalen Pfad, der über die Wiesen führte, nach dem See hinab. So lange man ihn vom Hause aus sehen konnte, ging er langsam, aber dann fing er an zu laufen. Er war sehr bange, daß seine Mutter oder sonst jemand ihm zurufen würde, daß er nicht da hinabgehen dürfe. Er wollte ja nichts Böses tun, sondern nur Jarro überreden, wieder zu ihnen zu kommen, aber er hatte ein Gefühl, daß die daheim sein Vorhaben nicht billigen würden.

Als Per Ola an den See hinabkam, rief er Jarro mehrmals. Dann stand er lange da und wartete, aber es kam kein Jarro. Er sah verschiedene Vögel, die ihm glichen, aber sie flogen vorüber, ohne ihn zu beachten, und daraus schloß er, daß keiner von ihnen der Rechte war.

Als Jarro nicht kam, dachte der kleine Junge, es würde gewiß leichter sein, ihn zu finden, wenn er sich auf den See hinausbegab. Es lagen mehrere gute Boote am Ufer, aber sie waren alle festgebunden. Das einzige, das da los und ledig lag, war ein alter, lecker Prahm, so schlecht, daß es niemand einfiel, ihn zu benutzen. Aber Per Ola kletterte da hinein, ohne sich daran zu kehren, daß der ganze Boden unter Wasser stand. Die Ruder konnte er nicht handhaben, statt dessen aber setzte er sich hin und wippte und schaukelte in dem Prahm. Einem erwachsenen Menschen wäre es wahrscheinlich niemals gelungen, einen Kahn auf diese Weise auf den Tåkernsee hinauszubringen, aber wenn der Wasserstand hoch ist und das Unglück es will, haben kleine Kinder eine merkwürdige Fähigkeit, aufs Wasser zu kommen. Per Ola trieb bald auf dem Tåkernsee herum und rief nach Jarro.

Als der alte Prahm so auf dem See schaukelte, wurden die Ritzen, die er hatte, noch größer, und das Wasser strömte förmlich herein. Aber daran kehrte sich Per Ola nicht im geringsten. Er saß auf der kleinen Bank am vorderen Ende, rief jeden Vogel an, den er sah, und wunderte sich, daß Jarro nicht kam.

Schließlich gewahrte Jarro wirklich Per Ola. Er hörte, daß ihn jemand mit dem Namen rief, den er bei den Menschen gehabt hatte, und er begriff, daß sich der Junge auf den Tåkernsee hinausgewagt hatte, um ihn zu suchen. Jarro freute sich unsagbar, als er sah, daß einer von den Menschen ihm wirklich liebte. Wie ein Pfeil schoß er zu Per Ola hinab, setzte sich neben ihn und ließ sich streicheln. Sie waren beide sehr glücklich über das Wiedersehen.