„Und nach wenig Wochen“, fuhr er fort, „erwachte ich aus meinem dunklen Schlaf und zerbrach meine Hülle. Ich kann Ihnen niemals schildern, Maja, wie einem nach so einer Zeit zumute ist, wenn man plötzlich die Sonne wieder sieht. Mir war zumute, als verginge ich in einem warmen goldenen Meer, und ich habe mein Leben so geliebt, daß ich Herzklopfen bekam.“

„Das kann ich verstehn,“ sagte Maja, „es ist mir ebenso gegangen, als ich zum erstenmal aus unserer düsteren Stadt in den hellen Blütenduft hinausflog.“ Und die kleine Biene wurde einen Augenblick ganz still, weil sie an ihren ersten Ausflug denken mußte. Aber dann wollte sie wissen, wie die großen Flügel des Schmetterlings in der kleinen Hülle hätten wachsen können.

Fritz erklärte es ihr.

„Sie sind leicht und fein zusammengelegt, wie die Blütenblätter einer Blume in einer Knospe. Wenn es hell und warm wird, muß die Blume sich öffnen, sie kann nicht anders, und ihre Blätter entfalten sich. So ist es auch mir mit meinen Flügeln gegangen. Niemand kann widerstehn, wenn die Sonne scheint.“

„Doch,“ sagte Maja, „das ist wahr.“ Nachdenklich betrachtete sie den weißen Schmetterling, wie er im goldenen Morgenlicht saß, gegen den blauen Himmel.

„Man sagt uns oft nach, wir seien leichtsinnig,“ sagte Fritz, „aber im Grunde sind wir nur glücklich. Sie glauben nicht, wie ernst ich oft über das Leben nachdenke.“

„Was haben Sie alles ausgedacht?“ fragte Maja.

„Über die Zukunft denke ich nach,“ sagte der Schmetterling, „sie ist sehr interessant. Aber nun will ich fliegen, die Wiesen am Berghang stehn voll Glockenblumen und Schafgarbe, alles blüht dort; ich möchte dabei sein, wissen Sie.“

Maja verstand das gut, und sie verabschiedeten sich und flogen nach verschiedenen Seiten davon, der weiße Schmetterling lautlos und schaukelnd, als trüge ihn der sanfte Wind, und die kleine Maja mit ihrem sorgenvollen Summen, das wir an schönen Tagen über den Blumen hören und nie vergessen können, wenn wir an den Sommer denken.

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