rotscheckigen Gesicht, blankem, schwarzem Haar und einem schwarzen Vollbart. Auf dem Kopf trug er einen schwarzen, hölzernen Hut, auf dem Leibe einen braunen, hölzernen Rock, um die Taille einen schwarzen, hölzernen Gürtel, an den Beinen weite, graue, hölzerne Kniehosen und hölzerne Strümpfe und an den Füßen schwarze, hölzerne Stiefel. Er war frisch gemalt und frisch lackiert, so daß er im Mondschein schimmerte und glitzerte, was vielleicht dazu beitrug, ihm einen gutmütigen Ausdruck zu verleihen, so daß der Junge sofort Vertrauen zu ihm faßte.

Er stand mit einer hölzernen Tafel in der linken Hand da, und auf der Tafel las der Junge:

So herzlich flehe ich dich an,
Wenn auch nur matt ist meine Stimm':
Leg' einen Schilling nieder hier,
Doch meinen Hut erst ab mir nimm!

Ach so, der Mann war also nichts weiter als eine Armenbüchse! Der Junge war enttäuscht. Er hatte sich etwas Merkwürdigeres hiervon versprochen. Und nun fiel ihm ein, daß der Großvater auch von einem hölzernen Mann erzählt und gesagt hatte, daß alle Kinder in Karlskrona ihn so liebten. Und das verhielt sich offenbar wirklich so, denn auch ihm wurde es schwer, sich von dem hölzernen Mann zu trennen. Er hatte etwas so Altmodisches an sich, daß man ihn gut mehrere hundert Jahre alt halten konnte, und doch sah er so stark und keck und lebensfroh aus, gerade so, wie man sich vorstellt, daß die Leute in alten Zeiten ausgesehen haben.

Es belustigte den Jungen so sehr, den hölzernen Mann anzusehen, daß er den andern, vor dem er geflohen war, ganz darüber vergaß. Aber jetzt hörte er ihn. Er bog von der Straße ab und gelangte auf den Kirchhof. Auch dort kam er hinter ihm drein. Was sollte der Junge doch nur anfangen?

Im selben Augenblick sah er, wie der hölzerne Mann sich zu ihm hinabbeugte und seine große, breite Hand ausstreckte. Es war unmöglich, ihm etwas Böses zuzutrauen, und mit einem Satz stand der Junge auf der flachen Hand. Und der hölzerne Mann hob ihn an seinen Hut und steckte ihn darunter.

Kaum war der Junge versteckt, und kaum hatte der hölzerne Mann seinen Arm wieder an Ort und Stelle, als der Bronzemann vor ihm stehen blieb und seinen Stock hart auf die Erde stieß, so daß der hölzerne Mann auf seinem Sockel erbebte. Und dann sagte der Bronzemann mit starker, gellender Stimme: »Was für einer ist Er?«

Der Arm des hölzernen Mannes fuhr in die Höhe, so daß es in dem alten Holzwerk krachte, und er griff an die Hutkrempe, als er antwortete: »Rosenbom, mit Ew. Majestät Erlaubnis. Seinerzeit Oberbootsmann auf dem Linienschiff Kühnheit, nach beendetem Kriegsdienst Kirchendiener an der Admiralitätskirche, jetzt, zuletzt, in Holz geschnitzet und als Armenbüchse auf dem Kirchhof aufgestellet.«

Es durchzuckte den Jungen, als er den hölzernen Mann Ew. Majestät sagen hörte. Denn jetzt, als er nachdachte, wußte er sehr wohl, daß die Statue auf dem Marktplatz den Gründer der Stadt vorstellte. Es war kein Geringerer als Karl der Elfte in höchsteigener Person, mit dem er aneinandergeraten war.

»Er gibt klaren Bescheid,« sagte der Bronzemann, »Kann Er mir nun auch sagen, ob Er einen kleinen Knirps gesehen hat, der zu nächtlicher Zeit in der Stadt herumläuft? Es ist eine naseweise Canaille, und wenn ich seiner nur habhaft werden kann, will ich ihn schon Mores lehren.« Und dann stieß er noch einmal mit dem Stock auf die Erde und sah fürchterlich zornig aus.

»Ich habe ihn gesehen, mit Ew. Majestät Erlaubnis,« sagte der hölzerne Mann, und der Junge wurde so bange, daß er in seinem Versteck unter dem Hut zitterte. Er konnte den Bronzemann durch einen Riß im Holz sehen. Aber er beruhigte sich wieder, als der hölzerne Mann fortfuhr: »Ew. Majestät sind auf falscher Spur. Der Junge hatte offenbar die Absicht, nach der Werft zu laufen und sich dort zu verstecken.«

»Sagt Er das, Rosenbom? Aber dann darf Er nicht länger ruhig auf seinem Sockel stehen. Komme Er lieber mit und helfe Er mir, ihn suchen. Vier Augen sehen mehr als zwei, Rosenbom.«

Aber der hölzerne Mann antwortete mit kläglicher Stimme: »Ich bitte untertänigst, daß ich stehenbleiben darf, wo ich stehe. Ich bin frisch angemalt, und daher sehe ich neu und glänzend aus, aber ich bin alt und gebrechlich und kann es nicht vertragen, mich zu rühren.«

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