große Gräben quer durch sie hindurchgezogen, und darin ist hier und da ein Wasserfall, an dem Mühlen und Hammerwerke gebaut werden können. Und an den Gräben entlang habe ich Kieshügel aufgetragen, auf denen Wald zu Brennholz wachsen kann. Ja, das ist das zweite Teil, und ich meine, wer das bekommt, hat allen Grund, zufrieden zu sein.«

Darin stimmten alle drei Söhne mit ihr überein, und sie dankten ihr, daß sie es so gut für sie geordnet hatte.

»Ich habe es gern so gut wie möglich machen wollen,« sagte die Alte, »aber nun komme ich zu dem, was mir am meisten Sorge bereitet hat. Denn, seht ihr, als ich alle meine Haine und Weiden für das eine Teil genommen hatte und die frisch bestellten Gegenden für das andere, entdeckte ich, daß ich in meinem Besitz nur noch Fichtenhügel und Tannenwälder und Bergrücken und Felsenufer und Granitklippen und magere Wacholdergestrüppe und elende Birkengehölze und kleine Seen hatte. Und daß sich dazu niemand von euch freuen würde, konnte ich ja begreifen. Trotzdem habe ich all den Plunder zusammengesammelt und ihn hier nördlich und westlich von der Ebene hingelegt. Aber ich fürchte, daß der, der dies Teil wählt, nichts weiter als Armut zu erwarten hat. Schafe und Ziegen werden den ganzen Viehbestand bilden, den er halten kann, und er wird wohl auf die See hinausgehen müssen, um zu fischen oder in den Wald auf Jagd, um sich Nahrung zu schaffen. Da sind freilich eine Menge Gießbäche und Wasserfälle, so daß sich da vielleicht so viele Mühlen bauen ließen, wie er Lust hat, aber ich fürchte, er wird nicht viel anderes als Baumrinde darauf zu mahlen haben. Und sehr beschwerlich bekommt er es mit Wölfen und Bären, denn die werden sicher in der Wildnis hausen. Ja, das ist das dritte Teil. Ich weiß wohl, daß es nicht mit den anderen verglichen werden kann, und wäre ich nicht so alt, so würde ich die Teilung noch einmal vornehmen, aber das ist unmöglich. Und nun habe ich keine Ruhe in meiner letzten Stunde, weil ich nicht weiß, wem von euch ich das geringste Teil geben soll. Ihr seid alle drei gute Söhne gewesen, und es ist schwer, ungerecht gegen einen von euch zu sein.«

Nachdem die alte Riesenfrau sie mit dem Stand der Dinge vertraut gemacht hatte, sah sie die Söhne bekümmert an. Diesmal sagten sie nicht, so wie früher, daß sie gerecht geteilt und gut für sie gesorgt habe. Sie standen stumm da, und es war leicht zu sehen, daß derjenige von ihnen, der das letzte Teil bekam, unzufrieden sein würde.

Ja, da lag die alte Mutter und war voller Sorgen, und die Söhne konnten sehen, daß sie alle Qualen des Todes schon im voraus kostete, weil sie das Erbe unter sie verteilen mußte und nicht wußte, wen von den Söhnen sie unglücklich machen sollte, indem sie ihm das geringste Teil zusprach.

Der jüngste aber liebte seine Mutter am innigsten, und er konnte es nicht ertragen, zu sehen, wie sie sich quälte. Er sagte: »Ihr sollt Euch um dieser Sache willen keine Sorge mehr machen, Mutter! Legt Euch nur hin und sterbt in Frieden! Das schlechte Teil könnt Ihr mir schenken. Ich werde mir Mühe geben, mich redlich darauf durchzuschlagen, und wie es auch gehen mag, ich werde Euch nicht zürnen, weil die anderen es besser haben als ich.«

Sobald er das gesagt hatte, wurde die Mutter ruhig und sie dankte ihm und lobte ihn. Die anderen Teile zu bestimmen, machte ihr keine Schwierigkeiten, denn sie waren fast gleich gut.

Als alles geordnet war, dankte die Alte dem jüngsten Sohn noch einmal und sagte, sie habe erwartet, daß gerade er ihr helfen werde. Und sie bat ihn, wenn er in seine Wildnis hinaufkomme, der großen Liebe zu gedenken, die sie für ihn gehegt hatte.

Damit schloß sie ihre Augen und starb, und als die Brüder sie in die Erde gebettet hatten, gingen sie alle drei hin, um ihr Besitztum anzusehen. Und die beiden ältesten konnten ja nur froh und zufrieden sein.

Der dritte ging in seine Wildnis hinauf, und er sah, daß die Mutter wahr geredet hatte, und daß sein Besitz in der Hauptsache aus Bergabhängen und kleinen Seen bestand. Aber er konnte deutlich erkennen, daß die Mutter mit Liebe seiner gedacht, als sie dies Teil für ihn zurechtlegte, denn obwohl sie nichts weiter als Plunder übrig gehabt hatte, war es doch so geordnet, daß man sich kein schöneres Land denken konnte. Stellenweise war es rauh und wild, schön war es aber trotzdem. Es tat ihm wohl, das zu sehen, aber froh war er doch nicht.

Nach und nach aber bemerkte er, daß der Felsgrund hier und da ein wunderliches Aussehen hatte. Und als er genauer zusah, entdeckte er, daß er fast überall mit Erzadern durchwachsen war. Es war hauptsächlich Eisen, aber es fand sich auch reichlich Kupfer und Silber dort oben auf seinem Besitz. Er ahnte, daß er größere Reichtümer bekommen hatte, als einer der Brüder, und allmählich wurde es ihm klar, daß seine alte Mutter doch eine Absicht mit der Erbteilung gehabt hatte.

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