So läuft denn der Junge in die Kirche hinein und besieht alte Grabmäler und schöne Altarbilder. Vor allem aber bewundert er einen Reiter in goldener Rüstung, den er in einer Kapelle neben dem Waffenhause entdeckt. Hier ist auch so viel zu sehen, daß er gern die ganze Nacht dageblieben wäre, aber er muß wieder fort, um den Gärtner nicht warten zu lassen.

Als er wieder herauskommt, sieht er den Gärtner stehen und einer Eule zusehen, die oben in der Luft hinter einem Rotschwänzchen her jagt. Der Alte pfeift dem Rotschwänzchen, das seinem Ruf folgt und sich auf seine Schulter setzt, und als die Eule in ihrem Jagdeifer ihm nachfliegt, jagt er sie mit dem Spaten fort. »Er ist gewiß gar nicht so schlimm, wie er aussieht,« denkt der Junge, als er sieht, wie der Gärtner den armen Singvogel beschützt.

Sobald er aber den Jungen erblickt, wendet er sich nach ihm um und fragt, ob er Bischof Rogge gesehen hat. Und als der Junge nein antwortet, sagt er mit dem größten Gram: »Hat Bischof Rogge Ruhe gefunden und ich nicht?«

Bald darauf kommen sie in das größeste von den vielen Puppenhäusern. Es ist eine rundgemauerte Burg mit drei festen, runden Türmen, die durch lange Flügel verbunden sind.

»Wenn du Lust hast, kannst du gern hineingehen und dich umsehen!« sagt der Gärtner. »Das ist Gripsholm, und hier mußt du dich in acht nehmen, daß du nicht König Erik begegnest.«

Der Junge geht durch eine tiefe Torwölbung und kommt auf einen großen, dreieckigen Hof, der von kleinen Häusern umgeben ist. Sie sind nicht gerade ansehnlich, und der Junge macht sich nichts daraus, dahinein zu gehen. Er springt nur ein paarmal Bock über zwei lange Kanonen, die da stehen, und läuft dann weiter. Durch eine zweite tiefe Torwölbung gelangt er auf einen Burghof, der von prächtigen Gebäuden umgeben ist und dahinein geht er. Er kommt in große, altmodische Zimmer mit Querbalken an der Decke; alle Wände sind mit hohen, dunklen Gemälden bedeckt, auf denen ernste Damen und Herren in wunderlichen, steifen Trachten abgebildet sind.

In dem Stockwerk darüber sind die Zimmer heller und freundlicher. Jetzt kann er erst merken, daß er in einem königlichen Schloß ist, denn an den Wänden sieht er nichts als strahlende Porträts von Königen und Königinnen. Im obersten Stockwerk aber ist ein großer Boden, und um den herum liegen viele verschiedene Zimmer. Es sind helle Räume mit hübschen, weißen Möbeln, und da ist ein kleines Theater und dicht daneben ein richtiges Gefängnis: ein Raum mit kahlen steinernen Wänden und vergitterten Fenstern und einem Fußboden, der von den schweren Schritten der Gefangenen abgenutzt ist.

Da ist so viel zu sehen, daß der Junge gern viele Tage dageblieben wäre, aber der Gärtner ruft nach ihm, und er wagt nicht, ungehorsam zu sein.

»Hast du König Erik gesehen?« fragt der Alte, als der Junge wieder herauskommt. Aber der Junge hat nichts gesehen, und da sagt der Gärtner so wie vorhin, aber in noch tieferer Verzweiflung: »Hat König Erik Ruhe gefunden und ich nicht?«

Dann gehen sie in den östlichen Teil des Gartens. Sie kommen an einem Badehaus vorüber, das der Gärtner Södertelje nennt, und an einem alten Schloß, das er Hörningsholm nennt. Hier ist übrigens nicht so viel zu sehen. Es wimmelt hier von Felsen und Klippen, die immer öder und kahler werden, je weiter hinaus sie liegen.

Jetzt biegen sie nach Süden ab, und der Junge erkennt die Hecke, die Kolmård heißt, und er kann sehen, daß sie sich dem Ausgang nähern.

Er freut sich, daß er das alles gesehen hat, und als er in der Nähe der großen Gitterpforte angelangt ist, will er dem Gärtner gern danken. Aber der Alte hört gar nicht auf das, was er sagt, sondern geht geradeswegs auf die Pforte zu. Da wendet er sich nach dem Jungen um und reicht ihm seinen Spaten. »Halte mir den, während ich die Pforte aufschließe.«

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